Geschichtlicher Überblick

9.–13. Jahrhundert

Wikinger aus Norwegen und von den nördlichen Britischen Inseln besiedeln Island von etwa 870 an zusammen mit ihren keltischen Sklaven; sie vertreiben die wenigen irischen Mönche, die auf der Insel leben. Ingólfur Arnarson lässt sich 874 in der Bucht von Reykjavík nieder.

930 bilden Stammesführer einen isländischen Freistaat und berufen das erste Alfling (Volksversammlung) ein. Das folgende Jahrhundert, als »Saga-Zeitalter« bezeichnet, findet seinen Höhepunkt in der Kolonialisierung Grönlands, der Entdeckung Amerikas (»Vinland«) und der Annahme des Christentums. 1262 kommt Island unter norwegische Herrschaft. Etwa 80.000 Menschen leben auf der Insel.

14.–17. Jahrhundert

Mitte des 14. Jh. verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage. 1380 geraten Island und Norwegen unter dänische Oberhoheit. Im frühen 15. Jh. rafft die Pest fast zwei Drittel der Bevölkerung dahin. 1550 setzt der dänische König die Reformation durch, lässt den katholischen Bischof köpfen und beschlagnahmt kirchliche Ländereien. Die Verhängung eines Handelsmonopols stürzt die Isländer in bittere Armut.

18.–19. Jahrhundert

Tausende Isländer werden im 18. Jh. Opfer von Seuchen und Hungersnöten. 1783 verwüsten gewaltige Vulkanausbrüche das Land. 1786 zählt Reykjavík nur noch etwa 200 Einwohner. Jón Sigursson beginnt Mitte des 19. Jh. den Kampf um die Autonomie. Das im Jahr 1800 aufgelöste Alfling wird 1843 wieder einberufen. Freigabe des Außenhandels, Finanzhoheit und eine eigene Verfassung folgen.

20.–21. Jahrhundert

1904 wird dem Land die Selbstverwaltung unter dänischer Hoheit, 1918 die Unabhängigkeit zugestanden. 1940 besetzen britische Truppen Island, die ein Jahr später von Amerikanern abgelöst werden. Am 17. Juni 1944 wird in Thingvellir die Republik Island ausgerufen, und 1946 tritt die Insel den Vereinten Nationen bei. Die Fischerei bringt dem Land wirtschaftlichen Aufschwung; zwischen 1952 und 1975 dehnt es viermal seine Fischereigrenzen aus, was zu den sogenannten Kabeljaukriegen mit Großbritannien führt. 1985 werden die neuen Fanggründe von einem internationalen Gremium bestätigt – und seither ist Island in der Frage des EU-Beitritts gespalten, müsste es im bejahenden Fall doch seine Gewässer den EU-Flotten öffnen. Die Landflucht hält an, so dass zu Beginn des 21. Jh. rund zwei Drittel der Inselbevölkerung im Großraum Reykjavík leben. Aufgrund der internationalen Finanzkrise erklärt Island 2008 seine Zahlungsunfähigkeit. Notstandsgesetze verhindern gerade noch den Staatsbankrott.